Europäisches Forum Alpbach

 

Alljährlich seit 1945 findet im August im Tiroler Bergdorf Alpbach das „Europäische Forum Alpbach“ statt. Während der knapp drei Wochen wird Alpbach zum Dorf der Denkerinnen und Denker oder nach dem Gründer des Forums, Otto Molden, zum „anderen Zauberberg“.

Referentinnen und Referenten, Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Teilen der Welt, aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft, Kunst und Kultur, renommierte Expertinnen und Experten, Nobelpreisträgerinnen und Nobelpreisträger, berühmte Persönlichkeiten und Studierende kommen in Alpbach zusammen, um aktuelle Fragen der Zeit zu diskutieren und interdisziplinäre Lösungsansätze zu finden. 

Der offene Charakter der Veranstaltung fördert ein Klima der Toleranz gegenüber anderen Meinungen und trägt zur Konsensfindung über staatliche, ideologische und disziplinäre Grenzen hinweg bei. Mittlerweile folgen mehr als 5000 Menschen aus über 100 Staaten der Einladung am Europäischen Forum Alpbach teilzunehmen. Die Teilnahme steht allen Interessierten offen.

Eine besondere Bedeutung kommt den Alpbacher Initiativgruppen und Clubs zu, die von engagierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Europäischen Forums Alpbach in zahlreichen Ländern Europas ins Leben gerufen wurden. Der Club Alpbach Steiermark zählt zu den ältesten und größten dieser Clubs, die im Forum Alpbach Network zusammengeschlossen sind.

Die Teilnahme junger Menschen wird durch ein Stipendienprogramm ermöglicht, das durch Zuwendungen von Stiftungen, Firmen und der öffentlichen Hand finanziert wird. Der Erfolg dieser Initiative zeigt sich aus der jährlichen Teilnahme von rund 700 Stipendiatinnen und Stipendien aus aller Welt.

Die Organisation des Europäischen Forums Alpbach obliegt dem gleichnamigen Verein, der von Dr. Franz Fischler geleitet wird. Das Büro mit Sitz in Wien bereitet gemeinsam mit den Kooperationspartnern das alljährliche Forum vor und organisiert während des Jahres eine Reihe von Sonderveranstaltungen zu aktuellen gesellschaftlichen und politischen Fragen, die an verschiedenen Orten in Österreich und dem benachbarten Ausland durchgeführt werden.

Weitere Informationen unter www.alpbach.org

Geschichte des Europäischen Forum Alpbach

 

Das Europäische Forum Alpbach wurde 1945 unter der Bezeichnung „Internationale Hochschulwochen“ des Österreichischen College von Otto Molden (damals Wiener Student) und Simon Moser (damals Dozent der Philosophie in Innsbruck) gegründet. Die Notsituation nach Kriegsende ließ es als großen Glücksfall erscheinen, dass die ersten Hochschulwochen in dem Tiroler Dorf Alpbach Aufnahme fanden und unter Umständen, von denen heute noch viele Anekdoten berichten, beherbergt wurden. Seitdem finden jährlich im August die Österreichischen Hochschulwochen, seit 1949 unter dem Namen „Europäisches Forum Alpbach“ statt.

Zu den Teilnehmern der ersten Jahre gehörten vor allem junge Menschen, die aktiv im Widerstand gegen den Nationalsozialismus engagiert waren. Die Idee der Hochschulwochen fand rasch die Unterstützung der französischen Besatzungsmacht und auch der, ebenfalls aus dem Widerstand kommende erste Landeshauptmann Tirols Dr. Karl Gruber gehörte zu den Helfern in der Gründungszeit des Europäischen Forums.

Otto Molden schwebte eine umfassende Erneuerung des geistigen Lebens in Europa vor. Er trat zusammen mit einem Kreis Gleichgesinnter für eine politische Einigung Europas ein, die als einziger Weg betrachtet wurde kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den europäischen Völkern in Zukunft auszuschließen. Simon Moser wollte neue Strukturen an den Universitäten erreichen und setzte sich für den interdisziplinären Austausch ein. Aus diesen Interessen entwickelte sich ein fruchtbarer Dialog, der im Laufe der Jahre nicht nur Wissenschaft und Politik, sondern auch den kulturellen Bereich und die wirtschaftliche Entwicklung mit einbezog. Das Europäische Forum Alpbach hat einen nicht unwesentlichen Beitrag zum geistigen Leben Nachkriegseuropas geleistet. Insbesondere die Vermittlung zwischen Wissenschaft und Praxis war ein von Anbeginn wichtiges Ziel. Das geistige Klima der Veranstaltung, fernab der Beschränkungen des universitären und politischen Lebens, trug zum offenen Charakter der Dialoge in Alpbach bei, der es erlaubte, auch konträre Gesprächspartner an einen Tisch zu bringen. Seit seiner Gründung steht das Europäische Forum Alpbach jedes Jahr unter einem Generalthema, innerhalb dessen wissenschaftliche und weltanschauliche Entwicklungen und Probleme in interdisziplinärer Weise diskutiert werden sollen.

Zu den Persönlichkeiten, die in Alpbach im Lauf der Geschichte miteinander diskutierten, gehören u.A. Theodor W. Adorno, H.C. Artmann, Ernst Bloch, James Buchanan, Ralf Dahrendorf, Jacques Delors, Renato Dulbecco, Friedrich Dürrenmatt, Paul Feyerabend, Viktor Frankl, John Eccles, Manfred Eigen, Gottfried von Einem, Indira Gandhi, Theodor Geiger, Walter Hallstein, Friedrich von Hayek, Werner K. Heisenberg, Max Horkheimer, Hans Kelsen, Helmut Kohl, Kardinal Franz König, Bruno Kreisky, Konrad Lorenz, Niklas Luhmann, Fritz Machlup, Herbert Marcuse, Lise Meitner, Karl Popper, Paula von Preradovic, Yitzak Rabin, Erwin Schrödinger, Peter Sloterdijk, Ernst Topitsch, Werner Weidenfeld, Fritz Wotruba.

Stipendien für das Europäische Forum Alpbach

 

Damit auch junge Menschen den „Geist von Alpbach“ erleben können, werden StudentInnen und junge HochschulabsolventInnen weit über die Grenzen Europas hinaus durch Stipendienprogramme von Stiftungen, privaten Sponsoren oder Institutionen finanziell unterstützt. Jährlich wurde dadurch ca. 600 jungen Menschen, aus mehr als 50 Nationen, die Teilnahme ermöglicht.

Der Club Alpbach Steiermark vergibt aktuell Stipendien für die Teilnahme am Europäischen Forum Alpbach an interessierte und motivierte steirische Studierende (bis zum 30. Lebensjahr) und Akademiker/Wissenschafter (bis zum 40. Lebensjahr).

Interessierte, die nicht aus der Steiermark kommen bzw. nicht an einer steirischen Universität studieren, können sich auf der Homepage des Forum Alpbach über die Stipendienprogramme anderer Trägerorganisationen informieren.