Unter dem Motto „Powernap your way to a sustainable world“ ging am 9. Dezember 2021 der erste Alumni-Talk der Initiativgruppe Graz-Leoben über die virtuelle Bühne. Den Auftakt der neu ins Leben gerufenen Veranstaltungsreihe machte der steirische Alpbach-Veteran SEBASTIAN SWOBODA. Er sprach über die Auswirkungen von Power Naps (zu Deutsch: Nickerchen) auf die Kreativität, Innovationskraft und Unternehmenskultur und ihre Relevanz im Hinblick auf die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen.

In gewohnt eloquenter Manier präsentierte Sebastian den 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern verschiedener Alumni-Generationen des Club Alpbach Steiermark auf interaktive Weise die spannenden Erkenntnisse aus seiner Masterarbeit und gemeinsamen Forschung mit Mario Filoxenidis von Siesta-Consulting. Im folgenden Blogbeitrag könnt ihr die wichtigsten Eckpunkte des Vortrages und der anschließenden Diskussion nachlesen. Weitere Infos zu Sebastian und dem Veranstaltungsformat „Alumni-Talk“ findet ihr am Ende des Beitrages.

Eine kurze Einführung in die (wissenschaftliche) Welt des Power Napping

Bei einem Power Nap handelt es sich um eine kurze, etwa 25-minütige Erholungsphase für unser Hirn, die sich laut moderner Forschung förderlich auf die Konzentrations-, Leistungs- und Reaktionsfähigkeit auswirkt. Der aus dem Mittagsschlaf resultierende Produktivitätsgewinn übersteigt bei weitem den während der kurzfristigen Inaktivität eintretenden Produktivitätsverlust. Damit nicht genug, lässt sich Power Napping auch unter dem Aspekt der Gesundheitsvorsorge sowie der Minimierung von Krankheit und Unfällen betrachten, wo es einen wichtigen Beitrag zur Steigerung des physischen wie psychischen Wohlbefindens leisten kann.

Bei einer von österreichischen Schlafforschern durchgeführten Studie haben 40% der befragten Erwachsenen angegeben, dass sich Müdigkeit negativ auf die Qualität ihrer Arbeit auswirkt. Rund 70 % der Befragten haben das Gefühl, dass ihre Konzentrationsfähigkeit – insbesondere am Nachmittag – unter der Müdigkeit leidet. Rund 35% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer würden gerne ein Nickerchen am Arbeitsplatz machen, wenn sie es dürften. Da gibt ihnen auch die Wissenschaft recht: Es ist erwiesen, dass ein Power Nap die Konzentrations-, und Lernfähigkeit steigert, zu einer Verbesserungen des persönlichen Wohlbefindens beiträgt und kreatives Denken fördert.

Noch ein paar interessante Fakten

Am Beginn des 20. Jahrhunderts schlief der Mensch durchschnittlich etwa neun Stunden pro Nacht. In der heutigen Zeit sind es etwa sieben Stunden. Weniger als sieben Stunden pro Nacht schlafen über 40%. In den frühen 1940er Jahren waren es hingegen lediglich 11%. Auf Österreichs Straßen ereignen sich jährlich etwa 500 Unfälle mit Personenschaden, bei denen Übermüdung die Unfallursache ist. Auch das Unfallrisiko am Arbeitsplatz steigt stark – nämlich um das Siebenfache. Europaweit gehen jährlich etwa 95 Millionen produktive Arbeitstage durch Krankenstände, mangelnde Produktivität und Unfälle verloren, die auf Schlafmangel zurückzuführen sind. Die Bedeutung von ausreichend Schlaf – und des Power Napping – hätten wir somit geklärt. Wie dieses Wissen genutzt werden kann, um die Welt ein kleines Stück zu verbessern, erfährt ihr im folgenden Absatz.

Power Naps & SDGs

Die Sustainable Development Goals (kurz: SDGs) sind politische Zielsetzungen der Vereinten Nationen, die weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. Besonders relevant sind Power Naps und ausreichender Schlaf für das Erreichen von SDG 3 (Gesundheit und Wohlbefinden), SDG 8 (menschenwürdige Arbeit und nachhaltiges Wirtschaftswachstum) und SDG 9 (Infrastruktur, Industrie und Innovation).

Im Hinblick auf SDG 8 liefert eine Studie aus Australien spannende Erkenntnisse: Durch Schlafmangel bzw. schlechte Schlafgewohnheiten gehen etwa 1,55% des BIP verloren, was in etwa einen Verlust von 35 Milliarden US-Dollar pro Jahr nach sich zieht. Dass Power Napping eine wesentliche Rolle beim Erreichen der in SDG 3 und 9 gesteckten Ziele spielen kann, ist aufgrund der bereits hervorgehobenen Effekte evident.  

Netter Nebeneffekt: Auch das Erreichen weiterer SDGs wird indirekt durch die positiven Aspekte, die Power Napping und ausreichender Schlaf mit sich bringen, erleichtert. 

Conclusio

Während es sich mit EFA-Teilnehmerinnen und Teilnehmern vortrefflich darüber streiten lässt, wie viel Schlaf tatsächlich notwendig ist, war es dennoch für uns alle faszinierend zu erfahren, dass sich so etwas simples wie ein Nickerchen so positiv auf uns selbst, unser Umfeld und unsere Umwelt auswirken kann. Natürlich ist es kein Allheilmittel für alle Problemstellungen dieser Welt, aber angesichts der Zusammenhänge zwischen ausreichendem Schlaf, guter Gesundheit, Leistungsfähigkeit, nachhaltigem Wirtschaftswachstum und Innovation kann Power Napping jedenfalls dazu beitragen, den Lebensstandard insgesamt zu verbessern und eine nachhaltigere Welt für alle zu schaffen. Vor allem die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Produktivitätssteigerung am Arbeitsplatz haben das Potential, viele Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber dazu zu bewegen, eine offenere und verständnisvollere Unternehmenskultur zu etablieren.


Über den Vortragenden:

Sebastian Swoboda (29) war 2014 Erststipendiat des Club Alpbach Steiermark. Er studierte in Graz und Montclair, New Jersey, BWL. Nach seiner Rückkehr aus den USA arbeitete er für eineinhalb Jahre an der Karl-Franzens-Universität Graz am Zentrum für Entrepreneurship und angewandte BWL und rief dort das Austauschprogramm Transatlantic Entrepreneurship Academy (TEA) als Ideengeber ins Leben. Nach einer Kurzstation an der WKO in Indien studierte er an der WU Wien und schloss seinen Master in Export- und Internationalisierungsmanagement ab. Im Rahmen seiner Masterarbeit beschäftigte er sich mit den positiven Effekten von Powernapping auf die Kreativität, Innovationskraft und Unternehmenskultur. Seit Frühjahr 2021 betreibt er mit Mario Filoxenidis gemeinsam die Powernapping-Plattform Siesta Consulting. Von Juli 2019 bis Dezember 2021 arbeitete er in der Julius Raab Stiftung als Policy Advisor und Projektmanager. Direkt danach übernahm er die Funktion eines Referenten für Finanzbildungsstrategie im Büro des Generalsekretärs im Finanzministerium.


Über das Format „Alumni-Talk“:

Die im November 2021 von der IG Graz-Leoben neu ins Leben gerufene Veranstaltungsreihe „Alumni-Talk“ bietet ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten des Club Alpbach Steiermark die Möglichkeit, aus ihrem Berufsalltag und ihren Tätigkeitsfeldern zu berichten. Bestehend aus einem 20-minütigen Impulsvortrag mit anschließender Diskussion, kultiviert und fördert das Format – ganz nach dem Motto „kurz & knackig“ – auf qualitativ hochwertige Weise den Spirit-of-Alpbach sowie die Vernetzung verschiedener Alumni-Generationen.


Verfasst von Immanuel Azodanloo und Konstantin Klug